Fokus - Zeitmanagement Teil 1
Putzen Sie sich morgens die Zähne? Ja? Wurde es morgen schon mal zeitlich eng? Auch, ja? Haben Sie dann, als es zeitlich eng wurde, auf das Zähneputzen verzichtet? Nein? Interessant. Warum nicht? Vielleicht weil Sie Sorge haben Karies zu bekommen, vielleicht, weil sie nicht schlecht riechen wollen, oder weil Sie einfach sagen, das macht man so.
Aber haben Sie abends schon mal nachdem Freunde zum Essen da waren die Küche, die voll mit Geschirr stand, so gelassen wie sie ist, weil sie einfach zu müde waren. Ein Mach-ich-morgen? Haben Sie sich schon mal vorgenommen Sport zu machen, und dann verschoben, weil ja heute das Essen mit Eva ist, morgen ist blöd, da muss ich lange arbeiten, und am Freitag gehe ich ja mit den Kumpels/Mädels weg. Und Zack, keine Zeit mehr für Sport. Oder auf der Arbeit. Hatten Sie schon mal das Gefühl völlig erledigt von der Arbeit zu sein, aber irgendwie nichts geschafft zu haben? Dann geht es Ihnen wie mir wahrscheinlich vielen anderen. Aufschieberitis – oder auf schlau: Prokrastination.
Oder umgekehrt. Eine Freundin kam letztens zu mir, und erzählte mir, dass sie jetzt EMS-Sport machen würde. Elektrostimulationstraining. Sie war seit Jahren auf der Suche nach einer Sportart, die sie durchhalten würde. Sie hatte sich in diversen Fitnessstudios angemeldet, mal nah am Arbeitsplatz, mal nah am Wohnort. Sie hatte verschiedenen Kurse gebucht, um sich mit festen Terminen zu disziplinieren, aber alles war über kurz oder lang fehlgeschlagen. Jetzt allerdings ging sie schon ein halbes Jahr einmal die Woche zum EMS-Training. Ich fragte sie nach dem Geheimnis ihres Erfolges. Was sie antwortete verblüffte mich. „Es sind nur 20 Minuten, die gehen immer. Da hat man eigentlich keine Ausrede nicht zu gehen. Im Fitnesscenter ist man eine Stunde oder länger. Das passt dann zeitlich häufig nicht.“
Das war interessant. Der zeitliche Aspekt ist im Sport offensichtlich genauso wichtig, wie er auch beim Zähneputzen ist. Ist schnell gemacht. Also…warum nicht. Zeit ist demnach ein wesentlicher Faktor.
Desweitern erzählte sie, dass sie einen festen Termin hat (jede Woche montags) und daher dies schon fest einplant. Darüber hat sich dann eine Routine entwickelt, von der sie, ähnlich wie beim Zähneputzen, kaum noch von wegkommt. Montag ist EMS-Sporttag. Fertig Feierabend aus.
Der letzte Punkt ist, sagte sie, dass sie seitdem keine Rückenschmerzen mehr habe. Und auch hier findet sich eine Parallele zum Zähneputzen. Wir haben einen Nutzen. Putzen wir die Zähne nicht, dann befürchten wir z.B. aus dem Mund zu riechen. Oder wir putzen vielleicht, weil wir einfach Angst vor dem Zahnarzt haben. Welchen Nutzen wir auch haben, er ist stark genug ein gewünschtes Verhalten in die Routine zu bringen. Wenn Sie heute 45 Jahre alt sind haben Sie, je nach dem genauen Geburtsdatum bis heute ca. 16.500 Tage gelegt. Abzüglich der Zeit, in der Sie noch keine Zähne hatten, bedeutet das 16.200-mal Zähneputzen allein am Morgen. Mit dem abendlichen Zähneputzen 32.400 und wer besonders gründlich ist, mit mittags 46.600. Ein Automatismus par excellente.
Kennen Sie das? Sie haben eine Aufgabe vor der Brust, und schieben sie immer weiter auf, bis es fast nicht mehr geht. Wenn sie diese dann umsetzen, dann kommt es vor, dass es eigentlich gar nicht so schlimm war. Oder Sie kommen mit einigen Aufgaben gar nicht in die Umsetzung?
Was hier passiert nennt man im Volksmund Aufschieberitis. Die Tatsache, dass wir uns bestimmten Aufgaben nicht widmen, sondern andere vorziehen nennt sich in der Fachsprache Prokrastination.
Kommt uns eine Aufgabe zu kompliziert, komplex, groß oder unübersichtlich vor, dann lenkt uns unser Unterbewusstsein automatisch auf Aufgaben, die uns vertraut sind.
Vielleicht kennen Sie das aus der Schule oder dem Studium. Statt für die Prüfung zu lernen, räumen Sie ihr Zimmer auf. Schließlich kann sich in dem Chaos keiner konzentrieren. Und die Fenster erst mal. Diskretionsverglasung wäre nett ausgedrückt…also noch mal schnell eben Fenster putzen. Ehe wir es versehen ist die Zeit rum, und wir haben statt zu Lernen nur geputzt. Interessanterweise fällt dieser Aufräumwahn häufig weg, wenn keine Klausur ansteht.
Es war also nur ein Ablenkungsmanöver. Das gleiche passiert auch häufig im Job. In einer Vertriebseinheit ging es darum die Akquise zu steigern. Für die meisten Vertriebler nicht unbedingt das Lieblingsthema. Jeder war sich sicher, dass Akquise genau das ist, was jetzt notwendig ist. Jeder aus dem Team nahm sich vor, wie viele Kunden er pro Tag anrufen würde. Hochmotiviert verließen die Mitarbeiter den Meetingraum. Eine Woche später saßen wir dort wieder zusammen, voller Vorfreude auf das Ergebnis.
Es gab keins. „Ja, also ich habe da mal einen Kunden angerufen, aber es fehlte dafür einfach die Zeit. Der Müller war krank, da musste ich seine Vertretung machen.“ „Kam nicht dazu, ich hatte so viele Anfragen von Kunden zu bestehenden Verträgen, da musste ich mich erst mal drum kümmern.“ Und…und ….und.
Hier hatte die Prokrastination zugeschlagen.
Obwohl allen bekannt war, dass Akquise Priorität hatte vor Sachbearbeitung und Emails, ließen sich die Menschen dankbar davon ablenken. Diese emotionale Entscheidung wurde dann jeweils im Nachgang „verrationalisiert“. „Musste mich ja um die Anfragen zu den Verträgen der Bestandskunden kümmern, sonst schaden wir unserem Unternehmen ja auch.“ Oder „Die Mails müssen ja auch bearbeitet werden, der Kunde will ja eine schnelle Antwort.“
Ist das so? Sind alle Kunden gleich weg, wenn wir die Frage nicht 10 Minuten nach Eingang beantworten, sondern in einem fest gelegten Zeitfenster? Und wie schnell erwartet der Kunden eine Antwort? Was könnte man machen, wenn man ihm zeigen möchte, dass man die Anfrage gesehen hat, aber noch Zeit braucht, um sie qualitativ hochwertig zu beantworten.
Ein kleines Gedanken- Experiment:
Sie sind mit Ihrem Wohnort umgezogen, und benötigen einen neuen Hausarzt. Sie rufen den ersten an, der Ihnen von Google ausgespuckt wird. Auf die Frage, wann Sie mal vorbeikommen könnten, um eine Grunduntersuchung durchführen zu lassen, antwortet man Ihnen, dass Sie das jederzeit machen könnten. Sie könnten ohne Termin reinkommen. Wenn Sie wollen, auch sofort.
Was geht Ihnen durch den Kopf? Was erwarten Sie dort, wenn sie jederzeit reinkommen können? Ist der Arzt so schlecht besucht, dass alle Termine noch frei sind? Oder ist er gut besucht, und es herrscht Chaos mit langen Wartezeiten, da jeder kommt, wann er es für richtig hält? Auf einer Skala von 1-10, wie hoch schätzen Sie aus dem Bauch die Kompetenz des Arztes ein?
2.Beispiel: Sie rufen einen anderen Arzt an. Der antwortet Ihnen, dass er momentan sehr ausgebucht sei, aber am Mittwoch der nächsten Woche könnte er Sie noch mit einer halben Stunde dazwischenschieben. Ausreichend für die Untersuchung und ein Gespräch zum Kennenlernen. Wie schätzen Sie hier die Situation ein? Wie hoch schätzen Sie auf einer Skala von 1-10 die Kompetenz des Arztes an?
Ein Beispiel aus der Praxis. In einem Unternehmen bemühten sich die Direktoren, sobald sie vom Bereichsleiter einen Auftrag per Mail erhielten, diesen so schnell wie möglich umzusetzen. Damit ihnen keine Mail vom Bereichsleiter entging, ließen Sie Outlook offen, und schauten auch in Mitarbeitergesprächen immer kurz zum Bildschirm, sobald dieser eine neue Mail ankündigte.
Auf die Frage hin, was der Hintergrund sei, sagten sie, dass sie besonders schnell und gründlich sein wollten, damit der neue Bereichsleiter ein gutes Bild von ihnen hätte. Schließlich wollten sie absolut zuverlässig wirken. Allerdings kamen sie immer mehr in zeitliche Not, da sie nicht nur für den Bereichsleiter immer Gewehr bei Fuß standen, sondern auch Fragen der Mitarbeiter beantworteten, sobald diese in ihr Büro schneiten. Schließlich würde man ja zeigen, dass man für die Mitarbeiter da wäre und mit der offenen Bürotür eine offene Kommunikation fördern wolle.
Im gleichen Atemzug erzählten sie von langen Abenden im Büro, dem Frust, dass die Mitarbeiter Dinge nicht umsetzen, und den viel zu vielen Projekten, die der Bereichsleiter ihnen gab, und die sie nur schaffen konnte, wenn sie jeden Abend sehr lange blieben. Aber: ich zeige vollen Einsatz!
Bei einem Gespräch mit dem Bereichsleiter bezüglich der Planung des nächsten Jahres, sprach mich dieser plötzlich an. Er verstehe nicht, warum die Direktoren so viele Überstunden aufbauten, und abends um 21 Uhr noch Mails verschickten. Es wäre doch völlig unnötig. So viel könnten sie schließlich nicht zu tun haben, denn wenn er ihnen schrieb, würden sie ihm innerhalb von Minuten antworten. Er vermutete, dass sie dann ja auf keinen Fall mit Mitarbeitergesprächen und Mitarbeiterentwicklung beschäftigt wären, denn sonst würden sie ihm ja erst deutlich später antworten.
Hier sah man deutlich, wie doppelt zerstörerisch das Verhalten der Direktoren für sie selbst war. Sie überforderten sich und hinterließen ein schlechtes Bild.
Aber was tun?
Fokus setzen!
F- Formuliere Dein Ziel
Nicht alle Dinge richtig tun, sondern die richtigen Dinge tun. Wir werden es nicht schaffen 60 Stunden Arbeit in 40 Stunden zu quetschen, aber wir können schauen, welche Tätigkeiten zahlen unmittelbar auf mein Ziel ein.
Dafür müssen wir erstmal definieren, was unser Ziel eigentlich ist. Was wir wirklich erreichen wollen.
Nehmen wir das Beispiel der Direktoren. Auf weitere Nachfrage von mir hin sagten die Direktoren, dass sie gerne ein gutes Bild vor dem Bereichsleiter abgeben wollen würden. Dass er sie kompetent und zuverlässig einschätzen sollte. Das klingt auf den ersten Blick gut. Aber warum wollten sie es?
Die Ziele hinter den Zielen sind interessant. Der eine wollte es, weil er gerne weiter aufsteigen wollte. Der andere wollte beweisen, dass er als junger Leiter Erfolg haben kann, denn er glaubte, dass die Leute an ihm zweifelten. Sie erkennen ihr Ziel, ihr wirkliches Ziel, wenn sie denken: „Ja, das ist es. Dafür lohnt sich der Aufwand!“
Sie können es sich wie folgt vorstellen. Der Grand Canyon hat sich seit Jahrtausenden sein Flussbett in den Felsen gegraben. (oder besser gespült). Mit unseren Verhalten ist es wie mit dem Flussbett vom Grand Canyon.
Je länger wir ein Verhalten wiederholen, und je erfolgreicher dieses Verhalten uns scheint, desto tiefer gräbt sich dieses Verhalten bei uns ein. Möchten wir jetzt das alte Verhalten in ein neues Verhalten ändern, ist es so, als würden wir den Grand Canyon umbetten wollen. Je tiefer die Schlucht ist, desto mehr Aufwand und Energie kostet es, dieses zu tun.
Dies werden wir allerdings nur nachhaltig machen, wenn uns das Ziel, welches wir mit der Umbettung verfolgen ausreichend wertvoll erscheint. Das heißt, würden Sie den Grand Canyon umbetten wollen, weil sie einfach mal sehen wollen, wie der Fluss einen anderen Lauf nimmt, dann wird ihnen wahrscheinlich der Aufwand: Genehmigungen einholen, Maschinen besorgen, Pumpen besorgen etc. zu groß sein.
Wenn sie aber das Ziel hätten, den Grand Canyon umzulegen, weil er dort, wo er momentan fließt, ein Dorf bedroht, welches nicht selbst umziehen kann, dann würden Sie es wahrscheinlich eher in Kauf nehmen.
Ja, ich weiß, das Beispiel scheint etwas fiktiv, aber ich vertraue darauf, dass sie verstehen, was damit gemeint ist. Das Ziel muss so wertvoll für uns sein, dass wir die Energie, die der Verhaltenswechsel kostet, gerne aufwenden.
Daher nehmen Sie sich einen kurzen Moment Zeit für sich und Ihre Ziele:
Was ist Ihr Ziel? Was ist Ihr Ziel beruflich?
Ich möchte________________________________________________weil______________________
Was ist Ihr Ziel privat?
Ich möchte________________________________________________weil______________________
Warum möchte ich das erreichen? (Ziel hinter dem Ziel)
______________________________________________________________________________________
______________________________________________________________________________________
Ordne die Aufgaben nach Prioritäten
Schreiben Sie einmal die Dinge auf, die Sie gerne erledigen würden, die Sie aber bisher immer geschoben haben, weil was anderes dazwischenkommt, oder man bisher einfach nicht die Zeit dafür gefunden hat.. Sport war bei mir zum Beispiel eine Sache, bei der ich als berufstätige Mutter mit zwei Kindern genügend Ausreden hatte, es nicht zu tun.
Erledigt? Dann lassen Sie uns weiter schauen.
Prioritäten setzen
Was hat bei uns Priorität?
Wir legen eine hohe Priorität auf das Zähneputzen. Das führt dazu, dass wir es auch durchführen. Die Priorität wird deshalb hoch, weil wir einen Nutzen dadurch haben. Wenn Sie abnehmen wollen, einfach so, dann wird es den meisten schwer fallen. Wenn Ihnen Ihr Arzt jedoch sagt, dass Sie, wenn Sie nicht so schnell, wie möglich 10 kg abnehmen das nächste Jahr nicht mehr erleben. Dann werden wir andere Dinge nach hinten schieben, um uns Zeit für Sport und gesunde Ernährung zu schaffen.
Das heißt, für die Umsetzung benötigen wir Motivation. Die Motivation kann aus zwei Richtungen kommen. Die negative und die positive Richtung. Wenn Ihr Arzt zum Beispiel zu Ihnen sagt, dass Sie 10kg abnehmen müssen, da Sie sonst das neue Jahr nicht mehr erleben, dann handelt es sich um eine negative Motivation.
Diese negativen Motivationen haben eins gemeinsam, sie halten nicht ewig. Spätestens, wenn die größte Gefahr gebannt ist, fallen Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder in alte Verhaltensmuster.
Die positive Motivation:
Eine positive Motivation könnte in diesem Fall bedeuten: Ich möchte 10 kg abnehmen, weil meine Figur dann so gut aussieht, dass ich den neuen Bikini tragen kann. Diese Motivation hält in der Regel nachhaltiger, weil wir selbst beim Erreichen des Zieles, den hergestellten Zustand behalten wollen.
Schauen Sie sich eine beliebige Aufgabe aus der Liste an, und überlegen, warum Sie diese Aufgabe erledigen wollen.
Überlegen Sie welche positive Motivation für Sie kraftvoll genug ist, damit die Aufgabe auch in die Umsetzung kommt. Sie finden keinen Nutzen? Vielleicht ist die Aufgabe nicht wichtig genug. Überlegen Sie in diesem Fall was würde passieren, wenn ich diese Aufgabe nicht erledige? Was würde passieren, wenn ich die Aufgabe später erledige? Gehen Sie jetzt nach und nach die Aufgaben durch. Z.B., wenn ich die Steuer nicht mache, dann bekomme ich Ärger mit dem Finanzamt. Dann schätzen sie mich, und ich stehe damit schlechter da. Und wenn ich sie später mache, ist es das gleiche. Wenn ich den Nähkurs nicht mache, kann ich nicht nähen. Aber mehr passiert nicht. Ich würde gerne, ist für mich aber nicht lebensnotwendig. Dies könnte ich auch nächstes Jahr noch machen.
Verteilen Sie die Aufgaben nach:
Konzentriere Dich immer nur auf ein Thema
Es kursieren Zahlen im Internet, (und wenn es da steht, muss es richtig sein 😉), dass wir im Durchschnitt alle 5 Minuten die E-Mails checken. Um wieder zurück zu unseren eigentlichen Aufgaben zu kommen, benötigen wir eine weitere Minute. So, laut der Studie, verprassen wir täglich 1,5 Stunden, ohne dabei effizient zu sein.
Ob Sie die Zahlen nun glauben oder nicht, aber etwas daran ist wahr, nämlich der Zeitfresser des Multifokus.
Multifokus bedeutet, ich sitze am Tisch schreibe an meinem Projekt, eine E-Mail kommt rein, schnell mal auf den Pop-up schauen. Ja, dem schreib ich gleich zurück. Oh, das Telefon klingelt. Schaumburg….ja…..können wir machen….ok….Danke….Ihnen auch einen schönen Tag. Wo war ich bei meinem Projekt? Ah..da…da hattst du letztens doch noch was zu gelesen…..ups…eine Whatsapp…oh meine Kinder……Ja, gut. Dann sei Abend pünktlich um 8 wieder zu Hause.
Unser Gehirn ist nicht für Multifokus ausgelegt. Eine Studie von der Universität in Utah bat Versuchspersonen in einem Fahrsimulator ein Auto zu steuern und während der Fahrt zu telefonieren. In einem weiteren Versuch sollten sie dabei eine SMS versenden. Das Ergebnis: ein Leistungseinbruch um 40%. Gleichzeit erhöhte sich der Stresslevel der Versuchspersonen deutlich. Die Fehlerquote war so hoch, als hätten die Probanden einen Alkoholspiegel von 0,8 Promille im Blut.
Auf diese Art und Weise schleichen sich Fehler ein. Uns gehen Sachen durch, wie übersehen etwas, vertippen uns häufiger, oder finden nicht die bessere Lösung.
Um das zu umgehen können Sie stille Stunden in Ihrem Kalender einbauen, oder mit Timeboxing arbeiten. (Dazu später mehr) D.h. in beiden Fällen nimmt man sich für bestimmt Aufgaben explizit Zeit, stellt sein Telefon um, schließt Facebook und Co und sorgt dafür, dass man nicht gestört wird. Ein Kollege von mir stellte in solchen Fällen ein Schild auf „Achtung, Telefonkonferenz“ und zog sein Headset an. Schon wurde er nicht mehr angesprochen.
Telefon umstellen geht nicht? Sie sind allein, oder möchten es nicht umstellen. Viele wichtige Anrufe würden verloren gehen? Halten Sie mal fest, wie viele Anrufe Sie bekommen, und wieviele davon für Sie/ Ihr Unternehmen lebensnotwendig sind, und wie viele Telefonate auch zu einem späteren Zeitpunkt geklärt werden könnten. Sie können später die verpassten Anrufe zurückrufen. Wie viele müssen in der Sekunde erledigt werden? Und was würden Sie machen, wenn Sie im Urlaub, oder im Kundengespräch sind? Zumindest im Kundengespräch würden Sie auch nicht ans Telefon gehen. 😉 Sollten Sie jedoch in der Notrufzentrale der Polizei oder Feuerwehr arbeiten, dann stellen Sie Ihr Telefon bitte nicht um. 😉
Nimm Dir Deine Liste und überlege, bei welchen Aufgaben Du gerne ungestört bist. Schätze die Zeit, die Du für die Erledigung der Aufgabe benötigst. Mache jedoch nach spätestens 55 Minuten für 10 Minuten Pause, damit sich Dein Gehirn erholen kann.
Untereile die Aufgaben in kleine Schritte
Ich weiß nicht, wie es da Ihnen geht, aber würde man mir sagen, ich solle in 3 Monaten einen Marathon laufen dann wäre ich wahrscheinlich hoffnungslos überfordert. Das Ergebnis daraus wäre wahrscheinlich, dass ich gar nicht wissen würde, wie ich es anpacken sollte, und daher schon vorab aufgeben würde. Vielleicht noch Alibi-mäßig zwei Mal joggen gehen, um dann sagen zu können: „Laufen ist nicht so meins.“
Eine mögliche Lösung bietet uns hier Beppo der Straßenkehrer von Momo. Abends im Gespräch erzählt er Momo von seinen Gedanken:
„Siehst du, Momo“, sagte er dann zum Beispiel, „es ist so: Manchmal hat man eine sehr lange Straße vor sich. Man denkt, die ist so schrecklich lang; das kann man niemals schaffen, denkt man.“
Er blickte eine Weile schweigend vor sich hin, dann fuhr er fort: „Und dann fängt man an, sich zu beeilen. Und man eilt sich immer mehr. Jedes Mal, wenn man aufblickt, sieht man, dass es gar nicht weniger wird, was noch vor einem liegt. Und man strengt sich noch mehr an, man kriegt es mit der Angst, und zum Schluss ist man ganz außer Puste und kann nicht mehr. Und die Straße liegt immer noch vor einem. So darf man es nicht machen.“
Er dachte einige Zeit nach. Dann sprach er weiter: „Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst du? Man muss nur an den nächsten Schritt denken, an den nächsten Atemzug, an den nächsten Besenstrich. Und immer wieder nur an den nächsten.“ Wieder hielt er inne und überlegte, ehe er hinzufügte: „Dann macht es Freude; das ist wichtig, dann macht man seine Sache gut. Und so soll es sein.“
Und abermals nach einer langen Pause fuhr er fort: „Auf einmal merkt man, dass man Schritt für Schritt die ganze Straße gemacht hat. Man hat gar nicht gemerkt wie, und man ist nicht außer Puste.“
Er nickte vor sich hin und sagte abschließend: „Das ist wichtig.“ (Quelle: Momo)
Kennen Sie das? Sie arbeiten und arbeiten und haben das Gefühl nichts geschafft zu haben? Dann lassen Sie uns Beppos Erfolgsrezept nehmen und „nur an den nächsten Schritt denken.“
Nehmen wir mal an, Sie müssten eine wichtige Vorstandspräsentation fertigstellen. Allerdings wissen Sie nicht so recht wie sich eine solche Präsentation aufbaut, worauf die Vorstände in der Regel achten, und was da rein soll. Viele Zahlen? Graphiken? Welche Informationen zu dem Thema sind wichtig? Welche nicht? Es ist die erste Präsentation dieser Art.
Sie können jetzt eiligst anfangen eine Präsentation zusammen zu kleistern, sie anzuschauen, wieder zu verwerfen und wieder neu anfangen….bis……der Termin zur Abgabe kommt. Oder!
Sie unterteilen die Aufgabe (hier als Beispiel)
Punkt 1) Assistentin des Leiters fragen, ob es Vorlagen für Vorstandspräsentationen gibt
Punkt 2) Leute identifizieren, die bereits eine Vorstandspräsentation durchgeführt haben
Punkt 3) diese Leute fragen, worauf es ankommt (Informationen, Aufbereitung,)
Punkt 3) Informationen raussuchen, auf die es ankommt (aus Gespräch vorab)
Punkt 4) Informationen in die Vorstandsvorlage einfügen und Aufbereitung anpassen
Punkt 5) Präsentation üben
Kleine Schritte sind einfacher zu erledigen, und wie Beppo, ist man dann plötzlich am Ziel.
Nimm nun wieder Deine Liste und schau, welche Aufgaben Du unterteilen kannst, und wie. Schreibe die einzelnen Schritte auf, und überlege, wieviel Zeit Du für die einzelnen Schritte einplanst. Solltest Du später feststellen, dass Du Dich in der Zeit verkalkuliert hast, dann sei nicht so streng mit Dir. Auch das hat was mit üben zu tun. Mache bewusste Erfahrungen dazu und lerne daraus.
Strukturiere den Tag
An alle Freigeister 😊. Den Tag zu strukturieren heißt nicht unbedingt ein zeitliches Korsett zu erzeugen, was so eng ist, dass man sich nicht darin bewegen kann. Es heißt auch nicht, dass man sich Outlook „bunt“ planen soll. Es geht darum die Zeit bewusst zu nutzen. Der strukturierte Mensch hat wahrscheinlich viele Erfolge damit den Aufgaben Zeiten zu zuordnen, und sich dann abzuarbeiten. Der freiheitsliebende Mensch (ja, ich weiß, strukturierte Menschen können auch freiheitsliebend sein, aber ihr wisst, was ich hier meine), der braucht vielleicht ein paar gröbere Schritte in seiner Planung. Es geht darum sich Gedanken zu machen, wie der Tag grob ablaufen kann.
· Sie können die Zeiten fest einplanen in Outlook, an denen Sie ungestört sein möchten.
· Sie können die Aufgaben des nächsten Tages auf Zettel schreiben, und sich nach und nach einen ziehen.
· Sie können mit Timeboxing arbeiten. (Dazu im weiteren Blog mehr)
· …oder mit Glücksrädern (dazu später auch mehr.)
Aber egal, welche Techniken Sie nehmen, oder welche Sie kombinieren. Etwas was immer dazu gehört ist Disziplin. Ja, es ist gemein, das an den Schluss zu schreiben. Keine Technik dieser Welt schickt einen Blitz vom Himmel, der Sie antreibt, etwas zu tun, oder zu lassen. Sie entscheiden, ob Sie konsequent dranbleiben oder nicht.
Aber was kann man tun, damit nach der Euphorie nicht wieder alles zurück auf Anfang fällt?
Nicht alles auf einmal!
Wer etwas ändern möchte, macht es wie Beppo der Straßenkehrer im Buch Momo. Schritt für Schritt.
Entwickeln sie nach und nach Routinen. Die Entwicklung von einer Routine ist es, die Sie dazu bringt, sich jeden morgen die Zähne zu putzen. Das heißt, Sie können auch in anderen Bereichen Routinen entwickeln. Das macht Sie schneller und effizienter, und schont die Gehirnauslastung. Das Gehirn fährt damit auf Autopiloten. Somit haben Sie Platz für andere neue Dinge. 😊
Wenn Ihnen dieser kleine Exkurs in den ersten Teil zum Thema Zeitmanagement gefallen hat, dann schreiben Sie mir gerne. Einfach auf einen der Buttons unten klicken und schon kann es losgehen.
Ich freu mich auf Sie!
Ihre Claudia Schaumburg