Durch das richtige Hinterfragen bekommen wir ebenso raus, ob es sich um einen Vor- oder einen Einwand handelt. Der Vorwand ist vor-geschoben, der Einwand ist echt.
Stellen Sie sich vor, ich frage Sie, ob wir heute Abend gemeinsam ins Kino gehen. Sie antworten mir: „Keine Zeit.“ Einwand- oder Vorwand?
Das wissen nur Sie! Anhand des Satzes bekommen wir nicht heraus, ob es sich um einen Vor- oder Einwand handelt. Es könnte sein, dass Sie zwar Lust auf einen gemeinsamen Kinoabend hätten, aber heute Abend tatsächlich nicht können. Und es könnte sein, dass Sie keine Lust haben, und mich einfach höflich abwimmeln wollen.
Aber wie bekommen Sie das raus, ob es sich um einen Vor- oder Einwand bei Ihrem Gegenüber handelt? Mit dem richtigen Hinterfragen. Nehmen wir mal das Beispiel mit dem Kino:
Ich. „Magst Du mit mir heute Abend ins Kino gehen?“
Sie: „Keine Zeit“
Ich: „Ja, das ist auch in der Tat ein wenig kurzfristig (ernst nehmen). Wann passt es Dir denn besser? (hinterfragen)
Was sagen Sie, wenn Sie tatsächlich heute nicht können? Wahrscheinlich werden Sie einen anderen Tag vorschlagen.
Was sagen Sie, wenn es ein Vorwand war und Sie einfach keine Lust haben? Sowas wie: „Ah, Du das ist momentan echt schlecht. Die Kinder sind momentan abends so aufgekratzt, da kann ich momentan gar nichts planen. Sorry, das können wir ja dann mal später machen, oder so.“ Kommt Ihnen das oder ähnliche Aussagen bekannt vor?
Aber wie geht man jetzt damit um. Hier einmal ein Beispiel für einen echten Einwand:
Sie: „Keine Zeit.“
Ich: „Ja, das ist auch in der Tat ein wenig kurzfristig (ernst nehmen). Wann passt es Dir denn besser? (hinterfragen)
Sie: „Heute nicht, aber morgen ginge.“
Ich: „Gut dann schlage ich vor, wir treffen uns morgen um 20 Uhr am Kino in ……“ (Lösung anbieten)
Schon ist man durch. Souverän kurz und knackig.
Machen wir das gleiche mal mit einem Vorwand:
Sie: „Keine Zeit.“
Ich: „Ja, das ist auch in der Tat ein wenig kurzfristig (ernst nehmen). Wann passt es Dir denn besser? (hinterfragen)
Sie: „„Ah, Du das ist momentan echt schlecht. Die Kinder sind momentan abends so aufgekratzt, da kann ich momentan gar nichts planen. Sorry, das können wir ja dann mal später machen, oder so.“
Es besteht der Verdacht, dass es sich um einen Vorwand handelt. Daher wechseln wir jetzt die Ebene. Wir sprechen über eine Vermutung und hinterfragen sie.
Ich: „Ich habe das Gefühl, es wäre Dir nicht ganz recht, wenn wir ins Kino gingen. Liegt es am Kino, oder möchtest du ungerne den Business-Kontakt auf die private Ebene ziehen?“
Wichtig, die Frage muss so gestellt werden, dass der andere bei der Beantwortung nicht sein Gesicht verliert. Die Frage: „Oder magst du mich nicht.“ Ist demnach nicht zu empfehlen.
Hier sprechen wir über unsere Vermutungen, Befürchtungen etc... Diese können vom Gegenüber nicht verneint werden. Wenn Sie zu Ihrem Partner, zum Beispiel sagen, dass Sie das Gefühl haben, dass er schlecht gelaunt sei. Kann er schlecht antworten: Nein, das Gefühl hast du nicht.
Weitere Einwände:
Jetzt noch eine gute Nachricht. Es gibt gar nicht so viele verschiedene Einwände. Die meisten wiederholen sich.
Die Einwände können wir in 3 grobe Kategorien unterteilen:
Sehen Sie es wie ein Comedian. Sie wirken schlagfertig und spontan, und nur Sie wissen, dass sie sich einfach nur gut vorbereitet haben. Je besser Sie sich auf Einwände vorbereiten, desto souveräner und kompetenter wirken Sie.
Gehen wir die Einwände einmal mit der Technik durch: (Achtung, dies sind Beispiele und entbinden nicht vom eigenen Nachdenken, und Entwickeln von Einwandbehandlungsfragen 😉)
Kunde: „Passt gerade nicht.“
Sie: „Kann ich verstehen, Sie sind sicher sehr beschäftigt. (ernst nehmen) Wann passt es Ihnen besser?“ (Hinterfragen)
Kunde: „Heute Abend ab 17:00 Uhr.“
Sie: „Dann schlage ich vor, ich rufe Sie heute Abend um 17:00 Uhr an. Passt?“ (Lösung anbieten)
Kunde: „Noch keine Entscheidung getroffen.“
Sie: „Das sollte man auch nicht übers Knie brechen. (ernst nehmen) Bis wann haben Sie denn wahrscheinlich eine Entscheidung getroffen?“ (hinterfragen)
Kunde: „In zwei Wochen.“
Sie: „Dann schlage ich vor, wir telefonieren in zwei Wochen wieder. Wann passt es Ihnen am ehesten, vormittags oder nachmittags?“ (Lösung anbieten)
Kleiner Trick: der Zusatz „am ehesten“ führt dazu, dass die Kunden direkt antworten können. Wenn ich frage: wann passt es Ihnen nächste Woche, vormittags, oder nachmittags, kann es passieren, dass der Kunde erstmal seine Termine checken möchte. Und sich ggf. später dazu meldet. Mit dem Zusatz „am ehesten“ verringern Sie das Risiko.
Kunde: „Lieferzeit passt nicht.“
Sie: „Dann sollten wir sehen, dass wir die Lieferzeit passend hinbekommen. (ernst nehmen) Bis wann benötigen Sie denn (Produktnennung.)?“ (Kundenantwort abwarten.) ggf. können Sie auch noch fragen: „Wie viele (Produktnennungen) benötigen Sie innerhalb (Zeitraum nennen) und wie viele reichen Ihnen auch später?“ (Teillieferung anbieten, falls möglich.)
Kunde: „Ich benötige die Hälfte schon in drei Wochen.“
Sie: „Dann schlage ich vor, ich spreche eben mit der Produktion und dem Versandt und melde mich in einer Stunde wieder bei Ihnen. Passt das?“
Sehen Sie die Gemeinsamkeiten in der Kategorie Zeit. Es geht beim Hinterfragen immer um die Frage: wann, bis wann, ab wann... Legen Sie sich gerne dazu ein paar Fragen zurecht, und Sie sind gut gerüstet für die Einwände rund um die Zeit.
Einwände aus der Kategorie: Preis
Kunde: „Zu teuer.“
Sie: „Das verstehe ich, dass es auf dem ersten Blick so wirkt. (ernst nehmen) Was ist Ihnen denn besonders wichtig?“ oder „Was genau von den Unterpunkten erscheint Ihnen teuer?“ (hinterfragen)
Kunde: „Die Anzahl der Techniker Stunden scheint mir sehr hoch zu sein.“ (ACHTUNG FALLE! Bitte geben Sie jetzt nicht dem Gefühl der Rechtfertigung nach! Ein „Ja, aber wir haben übliche Techniker-Preise, und meist sind sie auch schneller fertig.“ Will der Kunde nicht hören. Daher lieber so:
Sie: „Dann schlage ich vor, wir schauen mal drüber, wo Sie Techniker-Stunden benötigen, und wo nicht. Ok?“
Kunde: „Passt nicht ins Budget.“
Sie: „Das kenn ich. (ernst nehmen) Wie hoch ist denn das Budget?“ oder „Was muss denn heute ins Budget rein, und was kann auf später verschoben werden?“ (hinterfragen)
Kunde: „Das Budget gibt nicht mehr als …EUR her.“ (ACHTUNG FALLE! Bitte widerstehen Sie dem Impuls direkt mit dem Preis runterzugehen. Stellen Sie sich vor, wenn Sie ein Auto kaufen, und der Verkäufer als erstes den Preis senkt, was denken Sie dann über den ersten Preis?)
Sie: „Dann schlage ich vor, wir gehen einmal gemeinsam das Angebot durch und besprechen, was Sie jetzt benötigen, und was ggf. mit einem späteren Budget erledigt werden kann.“
Kunde: „Wir haben einen günstigeren Anbieter.“
Sie: „Danke für Ihre Offenheit.“ (ernst nehmen) „Haben Sie das Angebot bereits vorliegen?“ (hinterfragen) Hier liegt eine geschlossene Frage vor, weil Sie eine ja, oder nein Antwort haben wollen.
Kunde: „Ja.“
Sie: „Dann schlage ich vor, wir schauen einmal gemeinsam drüber, wo ggf. Unterschiede sind. Und dann können Sie entspannt entscheiden.“
Kunde: „Wir benötigen mehr/weniger/ was anderes.“
Sie: „Danke für die Information.“ (ernst nehmen) „Wieviel genau benötigen Sie?“
Kunde: „100 Stück.“
Sie: „Dann ändere ich das im Angebot ab und sende es Ihnen aktualisiert zu.“
Machen wir das gleiche mit dieser Kategorie.
Einwände aus dem Bereich: Bedarf
Wenn Sie Einwände aus dem Bereich Bedarf hören, wie „Brauchen das momentan noch nicht.“ „Dafür haben wir keinen Bedarf.“ „Wir haben schon genügend Lieferanten, wir brauchen keinen weiteren.“ Dann benötigen Sie keine Einwandbehandlung. Dann benötigen Sie ein Verkaufstraining, denn dann haben Sie in der Analyse gepatzt. So ist das Leben. Aber zur Übung und damit Sie nicht einfach auflegen müssen, hier noch ein paar Ansätze:
Kunde: “Brauchen das momentan noch nicht.“
Sie: „Danke für die Information.“ (ernst nehmen) „Wann brauchen Sie es denn?“
Kunde: „Nicht vor nächstem Jahr.“
Sie: „Wann macht das dann in Ihren Augen Sinn, dass wir dazu dann telefonieren?“ (hinterfragen 2)
Kunde: „Anfang Dezember macht Sinn.“
Sie: „Dann schlage ich vor, ich rufe Sie Anfang Dezember wieder an. Eher Vormittags- oder eher nachmittags?“
Kunde: „Dafür haben wir keinen Bedarf.“
(typischer Analysefehler, soweit sollte es nie kommen, dass der Kunde sowas sagt. Wenn der Kunde sowas sagt, haben Sie ein Angebot gemacht, ohne eine saubere Bedarfsanalyse.)
Sie: „Danke für Ihre Offenheit.“ (ernst nehmen.) „Wenn es eine Sache rund um (Produktbereich nennen) gibt, die Sie verbessern könnten, was wäre das dann?“
Kunde: „Es wäre gut, wenn die Sachen schneller geliefert werden würden. Dann bräuchten wir nicht so viel auf Lager zu halten.“
Sie: „Wenn ich das ermöglichen könnte, wäre das interessant für Sie?“
Für alle, die jetzt aufschreien „Konjunktiv, sie hat einen Konjunktiv genutzt!“ Jepp. Der wird hier bewusst genutzt, um eine Situation in der Zukunft abzubilden.
Sie kennen noch weitere Einwände? Dann haben Sie hier Platz diese aufzuschreiben, und zu bearbeiten.
Einwand: _______________________________________________________________
Ernst nehmen: _______________________________________________________________
Hinterfragen: _______________________________________________________________
Lösung anbieten: _______________________________________________________________
Wie oft sollte man Einwände hintereinander beim gleichen Kunden behandeln?
Manchmal führen verschiedenen Vorwände zum eigentlichen Einwand. Manchmal bleiben es Vorwände. Daher lohnt es sich bis zu drei mal die Einwandbehandlung zu tätigen. Danach wird es aufdringlich.
Aus der Praxis:
Kunde: „Tut mir leid, aber ich habe gerade keine Zeit.“ (1. Einwand oder Vorwand)
Vertriebler: „Kann ich verstehen, dass Sie gerade viel zu tun haben. Wann passt es Ihnen besser?“
Kunde: „Das macht momentan noch keinen Sinn zu telefonieren. Ich hatte noch keine Zeit mir das Angebot anzusehen.“ (2. Einwand oder Vorwand)
Vertriebler: „Sie haben bestimmt viel zu tun. Bis wann denken Sie haben Sie denn Zeit das Angebot anzusehen?“
Kunde: „Im Moment echt schlecht. Kann ich gerade gar nicht abschätzen.“ (3. Vorwand?)
Zur Vorwandbehandlung lohnt es sich, wie eben schon mal genannt, die Ebene zu wechseln. In die sogenannte Meta-Ebene. Das heißt, die Situation wird von „oben“ betrachtet. Es geht dann nicht um die fehlende Zeit, sondern um die Einschätzung der Situation.
Sie: „Ich habe das Gefühl, so ganz konnte ich Sie nicht überzeugen. Woran liegt das?“
Beim dritten Ein- oder Vorwand empfiehlt es sich loszulassen. Bis dahin lohnt sich der Weg jedoch. Manchmal kommt man nach den ersten Vorwänden an den echten Einwand. Ein echter Einwand liegt vor, wenn sie eine Lösung mit dem Kunden herbeiführen konnten.
Fazit:
Angebotsnachverfolgung fängt ganz vorne an bei der Angebotsannahme. Gut vorbereitet können Sie Ihre Kompetenzwirkung erhöhen. Je souveräner (nicht zu verwechseln mit Überheblichkeit) sie auftreten, desto niedriger ist das Risiko Einwänden zu begegnen. Aber auch Einwänden sollten Sie gut vorbereitet begegnen. Sie haben Fragen, Ideen, oder Erfahrungen, die sie besprechen möchten, melden Sie sich bitte gerne. Ich freue mich auf Sie.
Ihre Claudia Schaumburg