Zum Absch(l)uss freigegeben - Abschlusstechniken
Stellen Sie sich vor, Sie sitzen in einer Beratung zum Thema Versicherungen. Sie benötigen eine Haftpflichtversicherung. Die Kosten belaufen sich auf jährlich 98 EUR. Der Preis erscheint Ihnen angemessen, und der Verkäufer fragt Sie: "Sollen wir ab September, oder ab November starten?" (Abschlusstechnik: Alternative Frage) Treffen Sie dann eine Entscheidung? Wahrscheinlich ja.
Ein weiteres Beispiel. Wenn Sie vorhaben einen Liter Milch zu kaufen, und auf einem Schild stünde: "Heute Milch im Angebot. 1 Liter statt für 1,2 für 0,8 Cent." Würden Sie zugreifen? Wahrscheinlich ja. Vorausgesetzt die Milch wäre nicht seit Tagen abgelaufen. (Abschlusstechnik: Big Deal)
Nächstes Beispiel: Sie benötigen ein neues Auto. Sie stehen vor dem Auto Ihrer Träume. Der Preis mit 40.000, - EUR ist hoch, aber angemessen. Die Bezahlung würde bedeuten, dass Sie den Hauptteil Ihrer Ersparnisse ausgeben. Was denken Sie jetzt, wenn der Verkäufer die Abschlusstechnik aus unserem Milch-Beispiel verwendet: "Wenn Sie sich heute noch entscheiden, dann kann ich Ihnen einen Rabatt von .... Prozent geben." Freuen Sie sich über eine gute Chance, und denken Sie, dass da ein Harken dran sein muss? Viele Menschen denken eher an den Harken.
Der Unterschied der Beispiele, und damit auch die unterschiedliche Reaktion der Kunden auf die Abschlusstechnik basiert auf der unterschiedlichen wirtschaftlichen Bedeutung des Kaufes. Die unterschiedliche Bedeutung wird vom Käufer unbewusst eingeschätzt, und hat maßgeblichen Einfluss auf die Technik, die der Verkäufer einsetzt.
Welche Möglichkeiten gibt es?
Beim Beispiel Milch und der Haftpflichtversicherung ist die wirtschaftliche Bedeutung für den durchschnittlichen Verdiener gering. Grundsätzlich gibt es zwei Entscheidungsmöglichkeiten.
• Kauf
• Absage
Bei wirtschaftlich bedeutenderen Käufen gibt es drei Möglichkeiten:
• Kauf
• Abstimmung nächster Schritt (Terminierung der Entscheidung, Weiterleitung an einen anderen Ansprechpartner...)
• Absage
Neil Rackham fand heraus, dass Abschlusstechniken sich hervorragend eigenen, wenn es um "kleine" Käufe geht. Kleine Käufe definieren sich darüber, dass sie ein geringeres wirtschaftliches Gewicht haben. Eine Haftpflichtversicherung für einen durchschnittlich verdienenden Bürger sollte in der Regel keine finanzielle Herausforderung darstellen. Durch Training der Abschlusstechniken lassen sich hier die Abschlussquoten deutlich verbessern.
Diese Abschlusstechniken sind jedoch kontraproduktiv bei wirtschaftlich bedeutenden Investitionen. Neil Rackham fand heraus, dass die Abschlussquote bei Nutzung dieser Techniken sank.
(Quelle: SPIN Selling by Neil Rackham)
Warum ist das so?
Bei Käufen, die wirtschaftlich unbedenklich sind, ist das Risiko übersichtlich. Sie selbst haben vielleicht auch schon mal die Aussage getroffen: "Nimm mit. Für den Preis kannst Du nichts verkehrt machen!" Den Satz werden Sie jedoch wahrscheinlich noch nie im Zusammenhang mit einem Auto- oder Hauskauf gehört haben.
Was braucht es bei "kleineren" Käufen?
Hier führen die guten alten Abschlusstechniken häufiger zum Erfolg:
Alternativfrage:
"Wollen Sie im September, oder im Oktober anfangen?"
Big Deal Technik:
"Wenn Sie heute kaufen, kann ich Ihnen noch einen Rabatt in Höhe von .... einräumen."
Voraussetzender Abschluss:
"Soll ich es in blau, oder in rot für Sie bestellen?"
Konkurrenz-Technik:
„Wir haben leider nicht viel Zeit, ein anderes Pärchen ist am Kauf des Hauses interessiert und hat einen echt guten Preis geboten.“
Blanko-Vertrags-Technik
Hier wird dem Kunden der Vertrag schon mal mitgegeben. (Sofern die Technik dies zu lässt. In einigen Fällen lässt die Software keinen Blanko-Vertragsdruck zu)
Reziprozitäts-Technik:
Diese Technik kennen Sie aus dem Supermarkt, wenn Pröbchen angeboten werden. Eine nette junge Dame bietet Käse-Stückchen zum Probieren an. Durch diese Geste fühlen sich Menschen häufig in der Situation dazu geneigt, ebenfalls etwas Gutes zu tun. In diesem Fall steigt die Kaufwahrscheinlichkeit dieses Käses. Der Mensch gibt dadurch etwas zurück, und steht nicht weiter in der „Schuld“.
Nicht jede Technik wirkt auf jeden gleich. Jedoch helfen die Techniken, geschickt und gut eingesetzt, die Abschlusshäufigkeit zu erhöhen.
Was ist bei wirtschaftlich bedeutsamen Käufen notwendig?
Bei wirtschaftlich bedeutsameren Käufen haben wir einen anderen Anspruch an die Verkäufer. Während beim Milchkauf die Information über den Preis reicht, möchten die Kunden beim Autokauf auch wissen, welche Alternativen es gibt, welche Vorteile bestehen, welche Ausstattung für sie interessant sein könnte, etc. Hier soll das Ergebnis nachher für sie so passend wie möglich sein. Denn man hat schließlich viel Geld dafür ausgegeben.
Um an diese benötigten Informationen zu kommen, bedarf es einer guten Analyse durch den Verkäufer, sowie einen guten Rapport. Ansonsten verweigert der Kunde die Aussage. Um auf den Abschluss hinzuarbeiten heißt es jetzt für den Verkäufer, Signale des Käufers wahrzunehmen. Ist er schon kaufentschlossen, unentschlossen, hat er noch Fragen, kann er überhaupt diese Entscheidung treffen (oder hat ein anderer die Budgetgewalt: Einkaufsabteilungen, Chefs, Ehefrauen…). Hier reicht es nicht einfach am Ende eine Abschlussfrage zu stellen, sondern es braucht einen Abschlussprozess. Innerhalb dieses Abschlussprozesses sind verschiedene Schritte notwendig:
• Analyse kundengerecht durchführen. (Hier hechten manche Verkäufer, und verpassen dadurch wichtige Signale. Andere Verkäufer dehnen die Analyse so aus, dass der Kunden den Spaß am Gespräch verlieren.)
• Prüfen, welche Fragen noch offen sind
• Zusammenfassen der individuellen Vorteile (Ergebnisse aus der Analysephase. Hier die Zustimmung zu den individuellen Vorteilen abholen! WICHTIG!)
• Eine Vereinbarung vorschlagen
Beispiel: Hauskauf (B2C)
Ergebnis aus der Analysephase in diesem Beispiel:
• Smart-Home-Ausstattung, damit die Kunden bei wechselnder Arbeitszeit das Raumklima einfach nach eigenen Wünschen gestalten können.
• Eine Holz-Pallets- Heizungsanalage, da die Kunden gerne unabhängig von Gaspreisen sein möchten.
(in der Praxis werden Sie in der Regel mehr als 2 Analyseergebnisse haben, für dieses Beispiel sollen uns die beiden jedoch reichen.)
Verkäufer: „Welche Fragen bestehen noch?“
Erläuterung:
An dieser Stelle ist es wichtig, die Frage offen zu gestalten. Eine geschlossene Frage, z.B. „Haben Sie noch Fragen?“ verführt dem Kunden zu einem „Nein.“ Was aber nicht heißen muss, dass er keine Fragen mehr hat. Für viele Kunden ist es einfacher mit einem Nein zu antworten, als sich mit dem Verkäufer weiter auseinander zu setzten. Ein Ja könnte der Verkäufer als Kritik auffassen, da er noch nicht an alles gedacht hat. Das vermeiden Kunden häufig mit der Antwort „Nein“
Verkäufer: „Dann fasse ich nochmal zusammen, Ihnen ist es wichtig, wenn Sie abends mal später von der Arbeit nach Hause kommen, dass das Haus nicht unnötig früh hochgeheizt wird. Daher möchten Sie die SMART-Home-Ausstattung nutzen.“
Kunde: „Ja“
Verkäufer „Des Weiteren möchten Sie unabhängig von Gaspreisen und den politischen Streitigkeiten über die Gaszufuhr sein, daher ist Ihnen das Heizen mit Holz wichtig.“
Kunde: „Genau.“
Erläuterung:
Hier nutzen wir geschlossene Fragen, da eine Entscheidung benötigt wird. Außerdem baut der Verkäufer so eine Ja-Straße auf, die den Rapport zum Kunden stärkt.
Verkäufer: „Dann wäre der nächste logische Schritt die Finanzierung mit der Bank zu klären.“
Kunde: „Richtig.“
Verkäufer: „Dann schlage ich vor, ….“
Erläuterung
Am Ende sollte eine konkrete Vereinbarung stehen, wie weiter verfahren wird. Z.B. ein Folgetermin, nach Klärung der Finanzierung, falls man nicht selbst mit Finanzieren zusammenarbeitet, deren Dienst angeboten werden können.
Sie sehen, hier wird ein Abschlussprozess aufgebaut. Sie können sich vorstellen, dass die Anzahl an Kunden, die sofort abschließt beim ersten Besuch in der Hausaustellung verschwindend gering ist. Eine Verwendung der Abschlusstechnik nach der Analysephase wäre demnach kontraproduktiv, da verfrüht.
Beispiel: Software-Verkauf B2B
Ergebnis der Analysephase in diesem Beispiel:
Der Kunde möchte eine CRM-Software kaufen, um seine Aufträge besser überblicken zu können, und zu vermeiden, dass Aufträge unnötigerweise mehrfach angepackt werden, weil Fragen an den Kunden noch ungeklärt sind. Er hat ferne festgestellt, dass sie im Unternehmen zwar viele Aufträge haben, aber außer viel Stress nur wenig bei rumkommt, da manche Aufträge hinten runterfallen. Dies führte zudem zu einem Anstieg der Beschwerden. Durch die Frage „Wer sind denn Ihre Top 20 Kunden?“ in der Analysephase, kam heraus, dass der Kunde bisher noch nicht an eine Kundenkategorie gedacht hatte, und auch nicht darüber steuert.
Verkäufer: „Welche Fragen sind noch offen?“
Kunde: „Keine.“
Verkäufer: „Dann fasse ich mal zusammen. Sie haben beobachtet, dass Kunden mehrfach angerufen werden müssen, da noch offene Fragen bestanden, die in einem Telefonat hätten geklärt werden können. Und dazu benötigen Sie eine einfache und praktikable Lösung.“
Kunde: „Ja genau. Das ist Blödsinn, dass wir den Kunden mehrfach anrufen müssen. Am Ende nerven wir ihn nur.“
Verkäufer: „Das kann ich nachvollziehen. Und des Weiteren möchten Sie eine Lösung haben, durch die sie erkennen können, mit welchen Kunden Sie einen hohen Deckungsbeitrag verdienen, und damit, auf welche Kunden bei Auftragsenge Priorität gelegt werden muss.
Kunde: „Ja, die Aufträge, bei denen wir wirkliche einen hohen Deckungsbeitrag verdienen, bzw. von Kunden, die einen hohen Jahresumsatz einbringen. Die müssen wir jederzeit identifizieren können, und auch kennen. Bisher machen wir alles für alle möglich. Aber wir verdienen an vielen Aufträgen nur kaum was, und bei manchen, die uns dann auch noch Arbeit machen, dadurch gar nichts“
Verkäufer: „Also sollten wir das dringen berücksichtigen.“
Kunde: „Das wäre super. Das würde es viel einfacher machen die Ressourcen zu planen. Das war eine gute Idee.“
Verkäufer: „Sehr gerne. Wir sprachen ja auch eben davon, dass es sinnvoll ist Ihre Verkaufsleiter mit in das Projekt einzubeziehen, damit diese auch ihre Ideen und Sichtweisen zu den Anforderungen an ein CRM-System mit einbringen können.“
Kunde: „Ja, genau. Das halte ich für absolut wichtig. Meine Verkaufsleiter haben einen noch detaillierteren Einblick, welche Anforderungen notwendig sind, und wo unsere Prozesse harken.“
Verkäufer „Dann wäre der nächste logische Schritt, dass wir gemeinsam mit den Verkaufsleitern ein Meeting arrangieren, bei dem wir über die Anforderungen sprechen.“
Kunde: „Ja, das macht Sinn.“
Sie sehen, auch hier wäre die Nutzung einer sofortigen finalen Abschlusstechnik verfrüht. Das gleiche gilt für die Zusammenarbeit mit Unternehmen, bei denen die Entscheidung zum Beispiel von einem sogenannten Buying-Center gefällt wird, oder die Budgetverantwortung bei jemand anderen liegt. Die Kunden können sich bei großen Investitionen manchmal aufgrund der Rahmenbedingungen (Budget-Verantwortung, Buying-Center, Abwicklung nur über den Einkauf etc.) nicht sofort für einen Abschluss entscheiden, aber sie können sich für Sie entscheiden. Wir begünstigen diesen Entscheidungs-Prozess zu unseren Gunsten, in dem wir
• ein vertrauensvoller,
• kompetenter und
• mitdenkender Partner sind.
• Impulse geben, an die der Kunden noch nicht gedacht hat.
• auf Innovationen hinweisen, die dem Kunden zu Lösung seines Problems noch unbekannt waren.
• und im richtigen Moment das Kaufsignal erkennen.
Sie möchten mehr erfahren? Oder Sie fragen sich, was es bei Rapport aufbauen, Kaufsignal erkennen, effiziente Durchführung einer Analyse noch gibt? Dann melden Sie sich gerne! Sie haben ein anderes Vertriebsthema, was Sie interessiert? Dann schreiben Sie mich gerne an.
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Ihre Claudia Schaumburg